Die vier größten Irrtümer bei der Mülltrennung
Noch immer existieren in der Bevölkerung eine Menge Vorurteile und Irrtümer über das deutsche Recyclingsystem. Darunter leidet die Mülltrennung, wodurch den Wertstoffkreisläufen wichtige Rohstoffe verloren gehen. Die dualen Systeme nehmen dies zum Anlass, um mit ihrer Initiative „Mülltrennung wirkt“ aufzuklären und mit den wichtigsten Irrtümern aufzuräumen. So wirkt sich eine richtige Mülltrennung entgegen vieler Vorurteile sehr deutlich und unmittelbar positiv auf die Umwelt aus. Private Haushalte können mit einer korrekten Abfallentsorgung jährlich bundesweit sogar rund 3,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einsparen. Getrennte Abfälle werden darüber hinaus nicht, wie oft fälschlich angenommen, später wieder zusammengekippt. Und schließlich gehören in den Gelben Sack und die Gelbe Tonne weit mehr als ausschließlich Kunststoffverpackungen.
Axel Subklew, Experte der Initiative „Mülltrennung wirkt“: „Mülltrennung wirkt – und das viel nachhaltiger, als viele glauben. Ein Blick in die Gelben Säcke und Tonnen in Deutschland zeigt, dass Irrtümer zum Thema Mülltrennung immer noch weit verbreitet sind. Von den in Deutschland jährlich rund 2,6 Millionen Tonnen über die Gelben Säcke und Tonnen gesammelten Materialien sind etwa 70 Prozent Verpackungen und durchschnittlich 30 Prozent nicht richtig entsorgter Restmüll. In manchen Gebieten liegt diese Quote sogar bei bis zu 60 Prozent. Schuld daran sind oft Mythen, an die viele glauben, die aber keine Grundlage haben.“
Zu den vier großen Irrtümern, die in deutschen Haushalten über Mülltrennung bestehen:
Irrtum 1: Es ist egal, ob Müll getrennt wird – Mülltrennung hat keine positive Auswirkung auf die Umwelt.
Richtig ist: Mit richtiger Mülltrennung kann jeder mit wenig Aufwand einen wichtigen Beitrag für die Umwelt und den Klimaschutz leisten, weil er wertvolle Ressourcen wieder dem Wertstoffkreislauf zuführt. Das renommierte Öko-Institut in Freiburg hat berechnet, dass durch das Recycling von Leichtverpackungen aus dem Gelben Sack und der Gelben Tonne, von Verpackungen aus Glas sowie aus Papier, Pappe und Karton in Deutschland jährlich rund 3,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Das entspricht den Emissionen einer Stadt in der Größe von Bonn im gleichen Zeitraum. Jede Tonne Recyclingkunststoff, die anstelle von neu produziertem Kunststoff zum Einsatz kommt, vermeidet zwischen 1,5 und 3,2 Tonnen klimarelevanter Treibhausgase. Die Produktion von Recyclingpapier verbraucht nur ein Drittel der Energie und etwa ein Fünftel des Wassers, das für die Produktion von Frischfaserpapier benötigt wird. Und der Einsatz von recyceltem Aluminium verbraucht nur fünf Prozent der Energie, die zur Herstellung von Primäraluminium notwendig ist.
Irrtum 2: Gesammelte Verpackungsabfälle und Restmüll werden zusammen verbrannt.
Richtig ist: Verpackungsabfälle aus dem Gelben Sack und der Gelben Tonne gelangen in einen Wertstoffkreislauf und werden zum größten Teil wieder zur Herstellung neuer Produkte verwendet. Hierzu bringen die Entsorgungsunternehmen sie zunächst vollständig in Abfallsortieranlagen, die in Deutschland flächendeckend vorhanden sind. Dort werden sie nach Materialien sortiert, Restmüll und nicht Verwertbares aussortiert und alle dafür verwertbaren Abfälle dann dem Recycling zugeführt. Das 2019 in Kraft getretene Verpackungsgesetz verpflichtet die dualen Systeme dazu, dass aktuell mindestens 80 Prozent aller Glas-, Weißblech- und Aluminiumverpackungen, 85 Prozent aller Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton und rund 60 Prozent aller Kunststoffverpackungen aus dem Gelben Sack und der Gelben Tonne recycelt werden. Je besser die Haushalte trennen, desto mehr Wertstoffe aus Verpackungsabfällen bleiben diesem Kreislauf erhalten: Verpackungsmüll, der in der Restmülltonne eingeworfen wird, wird tatsächlich verbrannt und geht dem Rohstoffkreislauf unwiederbringlich verloren. Und Restmüll, der falsch in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack gelangt, erschwert den Sortierprozess erheblich und kann das Recycling unmöglich machen.
Irrtum 3: Verschiedenfarbige Glasscherben werden wieder zusammengekippt.
Richtig ist: Das Zusammenkippen getrennter Glasscherben würde zu Verunreinigungen führen, die ein Recycling erschweren. Gemäß Verpackungsgesetz müssen die dualen Systeme aktuell mindestens 80 Prozent aller (Einweg-)Glasverpackungen recyceln und das ist nur mit korrekt getrenntem Glas möglich. Befindet sich zum Beispiel ein braunes Glas zwischen Weißglas, verfärbt sich beim Einschmelzen das gesamte Weißglas. Um einen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz zu leisten, ist es deshalb wichtig, Verpackungen aus Glas korrekt zu trennen. Mit weiterem positiven Effekt für die Umwelt: Denn der Einsatz von Recyclingglas spart Energie und Ressourcen. Allein 10 Prozent Scherbeneinsatz reduzieren die Schmelzenergie um 3 Prozent und die CO2-Emissionen um 3,6 Prozent. Jede Glasflasche besteht zu 60 Prozent aus „Alt“-Scherben, bei grünen Gläsern sind es sogar bis zu 90 Prozent. Nicht zuordenbare Farben, wie beispielsweise Verpackungen aus blauem Glas, gehören im Übrigen in das Grünglas, das als Mischfarbe die meisten Unreinheiten verträgt.
Irrtum 4: In den Gelben Sack und die Gelbe Tonne gehört nur Plastik.
Richtig ist: Neben Kunststoffverpackungen gehören auch alle Verpackungen aus Weißblech, Aluminium und Verbundmaterialien wie Getränkekartons in den Gelben Sack und die Gelbe Tonne. Sie sollten dabei vollständig entleert sein, damit die Materialien im Sortierprozess sauber voneinander getrennt werden können. Ein Ausspülen der Verpackungen ist nicht erforderlich, da im anschließenden Verwertungsprozess ohnehin eine industrielle Reinigung erfolgt. Alle Gegenstände aus Kunststoff oder Metall, die keine Verpackung sind, wie Kinderspielzeug oder Zahnbürsten, gehören in die Restmülltonne oder können in einem Wertstoffhof abgegeben werden.